Hambacher Forst – Demo 06.10.18

Seit 01. Oktober bin ich offiziell Buirer. Wir sind nun in das Dorf, in dem meine Frau aufgewachsen und verwurzelt ist, mit Kind und Kegel gezogen. Der Großteil der Familie meiner Frau wohnt hier und die Anbindung per S-Bahn an Köln ist hervorragend, so dass man die Vorteile beider Welten genießen kann.

Wohnen am Tagebau

Buir liegt unmittelbar am Tagebau Hambach und dem alten (Ur-)Wald Hambacher Forst. Dieser wird nun seit 6 Jahren umkämpft und ist ein Symbol des Kohle Ausstiegs geworden.

Größte Demo bisher

Am Wochenende war hier die bisher größte Demonstration gegen die Rodung des Hambacher Forsts und für den Ausstieg aus der Kohle-Energie. Angeblich sollen bis zu 50.000 Menschen beteiligt gewesen und alles schien friedlich verlaufen zu sein. Die große Beteiligung war sicher auch dem tollen Wetter geschuldet, mit spät sommerlichen Temperaturen von 27 Grad und blauem Himmel.

Ich war mit meinem Schwager samt unseren Kameras im Getümmel unterwegs, während sich das gesamte Dorf Buir im Ausnahme zustand befand. Überall Menschen, Polizei, Hubschrauber. Was für ein Empfang für mich als „neu“-Buirer.

Totales Chaos

50.000 Menschen müssen ja irgendwie zur Demo anreisen können. Auf den Strassen war das Chaos groß.

Wer mit Bus und Bahn anreisen wollte, dem erging es auch nicht viel besser. Alle 10 Minuten wurde die Ankunftszeit der Bahnen weiter mit Verspätung nach hinten verschoben oder vielen einfach komplett aus.

Manche Teilnehmer sahen in den Verspätungen so gar Kalkühl, so dass eine Anreise zusätzlich unattraktiver gemacht wurde.

Das Polizei Aufgebot war erheblich. Aber zum Glück blieb alles, weitestgehend friedlich. Auch an den überfüllten Bahnsteigen.

Sternmarsch zur Kundgebung

Die Polizei sperrte die meisten Zugangswege zum Ort der Kundgebung ab und leitete den immer größer werdenden Strom an Menschen über Umwege zur Kundgebung. 

Die Menschen kamen aus allen Himmelrichtungen mit dem gleichen Ziel, so dass mir der Eindruck eines Sternmarsches entstand.

Mit Musik, Fahnen und Banner bestückt zogen die Gruppen zum Veranstaltungsort.

Das „Wald und Wiesen“ Camp der Wald Besetzer wurde durch Anreisende mit Nahrungsmittel und Dinge für das tägliche Leben unterstützt.

Für mich war es allerdings teilweise unverständlich, wie man für die Natur, gegen die Rodung des Forsts kämpft, aber gleichzeitig stumpf die frisch gepflügten und gesäten Felder der Bauern platt trampelt, um diese als Abkürzung zu nutzen.

Am Gelände der Kundgebung erschloss sich ein beeindruckendes Meer an Menschen und Fahnen.

Auf der Bühne waren neben den Protest Rednern aus unterschiedlichsten Fraktionen auch einige Bands die die Veranstaltung unterstützten, wie u.a. Revolver Held. 

Das Leben stark beeinträchtigt

Als „neu“-Buirer war das ganze Spektakle schon recht beeindruckend. Aus der Sicht eines nun Anwohners, hoffe ich aber nicht, dass dies jedes Wochenende passiert. Denn das Leben in Buir wird, auch wenn für einen guten Zweck, schon ganz schön beansprucht.

Das ganze Dorf ist zugeparkt, Polizei Sperren und Kontrollen an jeder Ecke bringen das „normale“ Leben zum erliegen. Einfache Sachen wie Einkaufen geht nicht mehr und von Rücksichtnahme der Demonstranten kann man bei vielen tatsächlich nicht sprechen. Wenn überall auf den Bürgersteigen Demonstranten sitzen und den Weg versperren, Glasscherben auf der Strasse liegen oder dass meine Frau z.B. nicht mal mehr mit dem Kinderwagen durchkommt, weil keiner sich aufgefordert fühlt Platz zu machen. 

Zeichen sind gesetzt

Aber das Ziel scheint ja erreicht worden zu sein. Der Hambacher Forst wird (erst mal) nicht gerodet und die Zeichen für einen Kohle-ausstieg sind gesetzt worden. Damit bleibt zu hoffen, dass nicht mehr viele dieser Großveranstaltungen hier in Buir notwendig sein werden und die Verhandlungen nun auf anderer Ebene geführt werden können.

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