Nachtwanderung im Regen

Es war schon spät. Für diese Jahreszeit. Ich musste noch mal raus. Den Alltag hinter mir lassen. Entschleunigen. Das war gerade nötig. Es dämmerte. Dann fing es in Strömen an zu regnen. Als ich los ging. Kein Problem dachte ich mir. Wofür habe ich denn das ganze Geld für wetterfeste Klamotten ausgegeben.

Angeblich soll die Kamera und Objektive auch wetterfest sein. Ich trau den Braten nicht. Also kriegt die auch Regenhäuptchen aufgesetzt. Wenn schon denn schon. 10kg Kamerazeugs auf dem Rücken. Muss ich immer so viel mitnehmen? Garantiert wenn ich was zu Hause lasse, dann hätte ich’s gebraucht. Murphy‘s Law. Mein Rücken scheißt auf Murphy.

Jammern bringt ja auch nichts. Oder doch? Wie auch immer. Ich mag es wenn es regnet. Wenn es dabei diesig wird. Die Farben intensiver. Mittlerweile ist es fast dunkel. Mit der Taschenlampe versuche ich die Regentropfen auf dem Objektiv auszumachen. Weg wischen bringt schon fast nichts mehr. Das Tuch ist so naß, es taugt gerade noch zum Feuchtigkeitsverteiler. Also, Stativ hingestellt, 4 Sekunden Langzeitbelichtung und weiter.

Ein weiteres Foto aus meiner „Nachtwanderung“ im Regen. Hier in meinem Hauswald leuchten die herbstlichen Blätter der Buchen und Birken förmlich. Ganz besonders die der Birken. Ich liebe Birken. Die gelben Blätter leuchten selbst im dunklen noch. Und es ist dunkel. So dunkel das ich bereits meine Stirnlampe auf habe. Es ist schon beeindruckend, was so ein Kamera Sensor mit dem vorhandenen Restlicht hervor bringen kann.

Immer wieder habe ich das Gefühl, ich höre etwas rascheln im Unterholz. Durch den prasselnden Regen auf meine Kapuze fällt es mir schwer etwas auszumachen. Sehen kann ich eh nichts mehr. Ich habe den nötigen Respekt vor den Wildschweinen hier. Das ist jetzt ihre Tageszeit.

Ich baue mein Stativ auf, während ich mich immer wieder um schaue. Es wird der Regen sein, der mir Streiche spielt. Mit einer Langzeitbelichtung von 6 Sekunden konnte ich die wundervollen Birken aufnehmen. Es wird langsam Zeit mich auf den Heimweg zu machen.